Wie die dampfenden

Tagebücher entstanden

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Am Anfang war das Wort!


2017 planten meine Frau Marlies und ich einen Urlaub, der uns ins beschauliche Belgien führen sollte. Warum nach Belgien? Nun, das hängt mit meiner Leidenschaft für die grafischen Novellen (Nouvelle Graphique, oder kurz: COMIC) zusammen, speziell der Bücher von Benoît Peeters und François Schuiten. Über die bin ich in der Flensburger Stadtbücherei gestolpert (über die Bücher natürlich, ja, wirklich, in der Kinderabteilung: Comics). Dort habe ich mir zwei Bände ausgeliehen: Die Reise nach Armilia (weil auf dem Cover ein Luftschiff abgebildet war) und den "Führer durch die Geheimnisvollen Städte". Letzterer ist aufgemacht wie ein Reiseführer von Baedecker, aber viel unterhaltsamer. Die Zeichnungen und die von den beiden Autoren erschaffene Welt passten so hervorragend in meine schon bestehende Gedankenwelt, dass es einfach Zeit wurde, nach den Übergängen in die Welt der geheimnisvollen Städte zu suchen.


Zwei Wochen Urlaub in einem gemieteten Wohnmobil.


Was am Anfang ganz normal erschien, stellte sich anschließend als pures Abenteuer heraus. Aber das kommt etwas später. Zunächst einmal die ganz normale Fahrt. Nach einer Abfahrt von Zuhause bei stürmischem Wetter und einem Abstecher ins Sauerland fuhren wir gemütlich richtung Westen und landeten mit einem Mal in Belgien. Und das konnte man deutlich spüren! Die Autobahnen wurden zu zweispurigen Landstraßen (schnurgerade und mit Ampeln an den Kreuzungen!!!), kaum Verkehr und keine Raserei und Hektik wie auf deutschen Straßen. Von der herrschenden Geschwindigkeitsbeschränkung war nichts zu spüren, denn wir genossen die Fahrt, die Landschaft, das wirklich sehr schöne Wetter mit blauem Himmel und viel, viel Sonnenschein.

Ab und zu mussten wir anhalten. Hunger! Und auch tanken. Durst! Bei der Gelegenheit bekam ich mit, dass meine Frau alles genau aufschrieb. Na, dachte ich mir, Ordnung muss sein. Und wir wollten ja auch wissen, für was wir wie viel ausgegeben und wo wir was erlebt hatten.

Wir landeten am nächsten Tag in Brüssel (nun, etwas nördlich außerhalb) auf der Suche nach dem Wohnmobil-Stellplatz aus dem (richtigen) Reiseführer. Den wir allerdings nicht fanden. Dafür verfuhren wir uns auf der Spagettiautobahn in und um Brüssel. Bis mir der Kragen platzte und ich beschloss: Schnell weg hier, bevor wir uns noch total verirrten und irgendwo im Niemannsland am Straßenrand strandeten.

Es war schon fast dunkel, als wir einen wirklich schönen, ruhigen Stellplatz fanden. Direkt unter hohen, dicht belaubten Bäumen und ohne weitere Autos. Hier blieben wir stehen und richteten uns für die Nacht ein.

Mit mächtig Vogelgebrüll ging die Sonne auf, im Wohnmobil war es saukalt und uns gelüstete nach Kaffee und dem belgischen Equivalent von Brötchen. Ich kletterte aus dem Wohnmobil und stellte fest: Wir standen auf dem Parkplatz eines extrem noblen Restaurants. Direkt neben dem Mahnmal für die Schlacht bei Waterloo!

Wir beeilten uns mit unserem Frühstück, um nicht von irgendwelchen Flics vom Platz gejagt zu werden und machten uns auf den Rückweg nach Brüssel. Unserem vordringlichen Reiseziel.


Nach weiteren Stationen landeten wir an der Nordsee bei Oostende, wieder auf einem sehr schön gelegenen Stellplatz. Und da machte es "Klick", und ich begann, eine Geschichte zu schreiben. Einfach erst einmal so, wie ich diese Zeilen schrieb.

Bei Licht betrachtet war mir das aber zu trocken. Wer sollte denn sowas lesen? Als Untertitel für einen langweiligen Diaabend? Nee. Dafür war es mir zu schade.

Also schrieb ich es etwas um und gab es meiner Prinzessin (richtig: Marlies) zu lesen. Sie war begeistert und verlangte sofort von mir, weiter zu schreiben. Mein Einwand, dass ich doch langsam Hunger verspüre und ich sie zum Essen ausführen wolle, ignorierte sie einfach und machte eine Dose Erbsensuppe auf. Schreiben sei wichtiger, und außerdem wolle sie ja auch wissen, wie es weiterging.


Und so entstand der erste Band der Abenteuer von Marlies und Ulrich.


Zuhause angekommen lege ich das Manuskript erst einmal in die Ecke und dachte eine Zeitlang nicht mehr daran. Die Tage wurden kürzer, die Nächte länger und der Dezember nahte. Oh Schreck, ich hatte noch gar nichts für meine Prinzessin! Fiskalisch gesehen ist Weihnachten ja auch immer eine Katastrophe. Da hatte ich die Idee: Sie bekommt eine illustrierte Version unseres Reiseabenteuers.

Also noch einmal vor die Tastatur gesetzt und alles überarbeitet. Mit einem alten Layoutprogramm legte ich den Satzspiegel fest, setzte Text (meinen) und Bilder (aus dem Internet) ein, korrigierte es noch einige Male und druckte es dann in höchster Qualität aus. Schwupps, in Geschenkpapier verpackt und Heiligabend konnte kommen.


Sie hat sich so sehr darüber gefreut und allen und jedem davon erzählt (und auch sehr positive Resonanz bekommen), sodass ich kurzerhand beschloss, eine Fortsetzung zu schreiben.


Alle Bilder, außer meinen eigenen:


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